Nachdenkliches

Zur neuen Hundesteuer in Westerstede

Während sich das Land Niedersachsen auf Grund der Forderungen der Wissenschaft und der Rechtssprechung von der Rasseliste verabschiedet hat und in erster Linie den Halter in der Pflicht sieht, scheint dieses Wissen noch nicht bei allen Kommunen angelangt zu sein. Nun wird ab 2013 auch in Westerstede die Hundesteuer erhöht, um den klammen Haushaltskassen etwas mehr zu füllen. Damit verteuert sich die Hundehaltung für den ersten Hund von 40,00 auf 50,00 €, für den zweiten Hund auf 100 € und ab dem dritten Hund werden 200 € fällig. Für gefährliche Hunde verlangt der Stadtsäckel nun 500 € Hundesteuer. Damit sind aber leider nicht nur die nach dem Gesetz gefährlichen Hunde (NHundG § 7) betroffen, sondern es werden in der Satzung wieder einzelnen Rassen genannt, die die Stadt Westerstede für besonders gefährlich hält. Dazu zählen laut Sattzung der Stadt Westerstede die Rassen American Staffordshire Terrier, American Pitbull Terrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier sowie Kreuzungen untereinander. Die Stadt Westerstede sieht die erhöhten Steuersätze offenbar als Abschreckung, da derzeit kein gefährlicher Hund bei der Stadt angemeldet ist – Frei nach dem Motto, was der Bauer nicht kennt…

Nanny-Dog © Emmanuelle Bonzami / Shotshop.com
Nanny-Dog © Emmanuelle Bonzami / Shotshop.com

In Großbritannien ist der Staffordshire Bull Terrier als Familienhund und „Babysitterdog“ sehr beliebt. Mischlinge nicht eingerechnet gibt es dort ca. 500.000 Exemplare dieser einen Rasse! Denn gerade diese „unwiderlegbar vermutet gefährliche“ Rasse ist besonders unempfindlich gegen (Zivilisations-) Stress, weshalb sie z.B. auch die beliebteste Hunderasse in London ist.

Auch eine Studie, der TiHo Hannover hat gezeigt, wonach ausgerechnet Bullterrier zu den freundlichsten Hunderassen gehören, was es noch absurder macht, dass sie per se gefährlich sein sollen und entsprechend reglementiert werden. Und dass sie optisch nicht jedem gefallen, sollte kein Kriterium sein…

Neben der Verwendung als Begleit- und Familienhund werden Staffordshire Bull Terrier weltweit sehr erfolgreich als Rettungshunde eingesetzt. 2004 gewann der Österreicher Erwin Payreder mit seinem Staffordshire Bullterrier die Rettungshunde-Weltmeisterschaft! Mehr dazu gibt es auf der Seite des Rettungshundeführers Erwin Payreder unter www.staffmaster.at.

English Bull Terrier © Eleonora Vatel / Shotshop.com

Anstatt sich also wieder einmal allein an der Rasse „festzubeißen“, sollte man sich doch besser andere Kommunen zum Vorbild nehmen, die Halter belohnen, die mit Ihrem Hund eine Begleithundeprüfung oder Ähnliches ablegen und so belegen, dass sie sich zum einen mit ihrem Tier sinnvoll beschäftigen und zum anderen, dass der Hund Grundkommandos gelernt hat und mit Stresssituationen, die im Zusammenleben mit Menschen auftauchen können, umzugehen. Auch sollten Rettungshunde meiner Meinung nach grundsätzlich von der Steuer ausgenommen werden, da sie und ihre Halter einen unschätzbaren Dienst an der Gesellschaft leisten, wenn sie bei Katastrophen aller Art eingesetzt werden, um Menschenleben zu retten.

Denn wie oft wird man (auch in Westerstede) von schlecht erzogenen Kläffern angeraunzt, wenn sie nicht sogar nach den Hacken schnappen oder muss beobachten, wie diese dann unangeleint in der Umgebung der Stadt dem Wild oder Joggern nachstellen, während der Halter keinen Einfluss mehr auf seinen Vierbeiner hat – aber will doch auch nur spielen…

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Ein Kommentar

  • S. Gr.

    Wer kennt sie nicht, die unangenehme Situation, in der man von einem fremden meist unangeleinten Hund bestürmt wird und man sich zur Rettung hoffnungsvoll nach dem Halter umsieht. Dann die Enttäuschung: Der Halter ist oftmals hilfloser als man selber! So kann es nicht weitergehen. Ich erwarte von jedem verantwortungsvollem Tierhalter den artgerechten Umgang mit seinem Tier. Bei der Hundehaltung bedeutet dies, der Halter muss die Rudelführung übernehmen. Dies kann jeder Halter bei Bedarf sogar in Kursen erlernen und das macht sogar Spaß, dem Halter wie dem Tier! Eine Erhöhung der Besteuerung mag in meinen Augen der Stadtverwaltung als eine verwaltungstechnisch einfache Lösung erscheinen, wobei man hier die Ferneinwirkung als Verwaltung in Richtung Anreiz zur Schulung von Hund und Halter ruhig ausschöpfen könnte. Als kleiner Nebeneffekt dienen diese Trainingseinheiten auch als „Benimm-Kurse“, sodass als Nebeneffekt die Unart des Abkotens auf öffentlichen Wegen – wofür der Hund nichts kann – sich dezimieren wird und so der der Stadtverwaltung geldlich gesehen wieder ins „Säckel“ spielt.

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