Unter Wasser
Nachdenkliches,  Schlaglichter

Viele Speisefische stehen vor dem Aus!

Die Fischereilobby hat wieder einmal erfolgreich gearbeitet: Die Ausrottung des Roten Thunfisches und des Hammerhais scheint beschlossene Sache. Gerade in Deutschland gibt es eigentlich strenge Regularien, wer was und wie viel aus der Natur entnehmen darf, um unseren Nachkommen eine (halbwegs) gesunde Natur zu hinterlassen. Nicht so, wenn es um die Nutzung der Meere geht.

Hier gibt es zwar, je nach Land bzw. Staatengemeinschaft, Fangquoten und Schutzgebiete, aber die werden auf hoher See kaum überprüft bzw. wirksam durchgesetzt. Inzwischen sind viele der Nutzfischarten so stark in ihren Beständen bedroht, dass ein Fortbestand einzelner Populationen nicht mehr gesichert ist. Es ist also Zeit zu handeln!

Zustand der Fischbestände heute

Die Bestände an Nutzfischen sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch zusammengebrochen. Einige Fischarten sind um 90% überfischt. Aber nicht nur die Überfischung macht dem Leben im Meer zu schaffen. Auch der Klimawandel, der Verlust von Lebensraum, die Schifffahrt und die Verschmutzung der Meere sorgt für zunehmenden Artenschwund. Aber gerade die rücksichtslose Fischerei gibt den Beständen den Rest.

40 der 60 wirtschaftlich bedeutsamen Fischarten im Nordatlantik sind in ihren Beständen schon als kritisch zu betrachten. Dazu gehört auch der ehemalige „Brotfisch“ der Deutschen, der Dorsch (oder Kabeljau), ehemals eine der häufigsten Fischarten der Welt. Heute ist diese Art so stark in Bedrängnis, dass der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfahl, den Fang für Kabeljau in der Nordsee und um Großbritannien einzustellen. Es wird sogar ein totaler Fangstopp für die meisten Fischarten der Nordsee gefordert, um ihren Bestand noch zu retten.

Aber selbst Umweltschützer tun sich schwer mit Kampagnen zum Schutz dieser – im Gegensatz zu Pandas oder Robben – gar nicht niedlichen und flauschigen Tiere. Gleichzeitig wächst der Druck auf die verbliebenen Bestände um den Hunger der wachsenden Weltbevölkerung zu stillen. So hat sich die Menge des weltweit verbrauchten Fisches von ca. 19 Mio. Tonnen (in den 1950ern) auf 132 Mio. Tonnen heute um knapp 600 % erhöht! Entsprechend gilt seit Ende der 1970er Jahr keine der 200 wichtigsten Fischarten als gering befischt. 2004 waren sogar 7 % der Bestände komplett erschöpft!

Betroffen von der intensiven Überfischung sind vor allem große und / oder wandernde Arten wie Hai, Schwertfisch, Seehecht, Kabeljau, Heilbutt oder Blauflossen-Thunfisch, die außerhalb der Hoheitsgewässer befischt werden und / oder zwischen den Küsten hin und her wandern. Einige Wissenschaftler geben einigen Thunfischarten nur noch zwei bis drei Jahre, bis sie von der Bildfläche verschwunden sein werden. Hier helfen nur internationale Abkommen!

Zeit zu Handeln!

Schaut man sich diese Zahlen an, ist es höchste Zeit, eine nachhaltige Bewirtschaftung der Seefischbestände weltweit – zumindest aber europaweit wirksam durchzusetzen. Nicht allein aus Naturschutzgründen, sondern auch auf Grund einer nachhaltigen Nutzbarkeit. Schließlich sollen die Menschen auch in Zukunft noch von Ihrem Beruf als Fischer leben bzw. satt werden können. Nehmen wir den Menschen beispielsweise in Westafrika ihre Lebensgrundlage, müssen wir uns nicht wundern, wenn diese Menschen versuchen werden nach Europa zu kommen und wir sie hier ebenfalls nicht ernähren können.

Denn nach einer Studie kanadischer Forscher droht bis zum Jahr 2050 der Zusammenbruch der wirtschaftliche nutzbaren Fischbestände. Ist ein Bestand erst mal kollabiert, ist seine Erholung ungewiss! Was machen dann die Fischer? Wie sollen die Menschen statt werden, die heute auf Fisch als Lebensmittel angewiesen sind – gerade in der Dritten Welt?  Ganz abgesehen davon hätten die Meere das Potential bei einer nachhaltigen Nutzung den Hunger der wachsenden Erdbevölkerung zu stillen! Also warum geschieht hier nichts? Praktikable Lösungsansätze gibt es genügend.

Meeresschutzgebiete

Meeresschutzgebiete, in denen kein kommerzieller Fischfang erlaubt ist, entwickeln sich binnen kürzester Zeit zu einem Paradies für viele Meerestiere. Das ist nicht nur für den Artenschutz an sich wichtig, sondern von diesen „Oasen“ aus können die Bestände  auch in den übrigen Meeresgebieten regenerieren, weil von hier aus die kommerziell genutzten Bestände nachwachsen können. Diese Schutzgebiete dürfen aber nicht weiter ausgebeutet werden, damit sie ihren Zweck erfüllen können! Wie effizient derartige Schutzgebiete sind, zeigt sich am Beispiel der Insel Apo (Phillippinen). Nach 20 Jahren Umweltschutz können die Fischer hier zehn mal so viel Fisch anlanden. Diese Schutzzonen steigern also nicht nur den möglichen Ertrag um ein vielfaches, sondern sind auch ein gutes Mittel zur Selbsthilfe im Kampf gegen die Armut an den Küsten der Entwicklungsländer! Warum setzt man dieses Mittel dann nicht ein, wenn es den Gewinn vergrößern würde?

Gerade die „Kinderstuben“ der Meerestiere müssten besonders geschützt werden! Der WWF geht davon aus, dass 80 % der Mangroven, Korallenriffe, Seegraswiesen, Seeberge und Flussmündungen unter Totalschutz gestellt werden müssen. Aktuell fallen nur 0,6 % der Meere unter Schutz, der nur teilweise streng genug ist, um einen Effekt zu erzielen.

Drastischere Fangquoten zur Sicherung der Bestände

Für Gewöhnlich sägt man ja nicht an dem Ast auf dem man sitzt, was für die Meeresfischerei bedeuten würde, dass man sich um seine Bestände sorgt, um als Fischerei weiter bestehen zu können. Nachhaltigkeit sollte hier also eine der Grundgedanken in der Bewirtschaftung sein. Daher sollte die EU die Fangquoten drastisch reduzieren oder da wo es nötig ist, den Fang für einige Zeit ganz aussetzen, bis sich die Bestände wieder erholt haben. So geschehen 2008 im Mittelmeer, wo die EU vorzeitig den Fang auf den stark bedrohten Blauflossen-Thunfisch beendete, weil die Bestände drohen zusammenzubrechen! Ob diese Aktion „in letzter Minute“ noch was bringt, darf bezweifelt werden. Zumal diese Quoten nichts nutzen, wenn sich Länder wie Frankreich oder Japan nicht daran halten. Das heißt, die Quoten müssen auch mit empfindlichen Strafen durchgesetzt werden, um ihre Wirkung zu erzielen!

Stopp Discard – Sinnlosen Beifang minimieren

Das gut gemeint nicht immer gut ist, sieht man an der Regelung der EU, wonach Fischer, die ihre Fangquoten für einen bestimmten Fisch schon ausgeschöpft haben oder wonach die Fische zu klein oder nicht wertvoll genug sind, diese Fische nicht an Land bringen dürfen, bzw. müssen. Fangen und Anlanden ist eben nicht das selbe! Das Problem: die wenigsten Fische überleben die Fang-Prozedur nicht und so landet dann oft guter Speisefisch meist tot oder halbtot wieder im Meer – nur zur Freude der Möwen, die die Fische nur noch aufsammeln müssen. Letztendlich eine sträfliche Verschwendung! Die liegt bei 1 Tonne Seezunge bei 11 Tonnen Beifang und bei 1 Tonne Schrimp bei ca. 15 Tonnen Beifang! Die WHO und die FAO gehen dabei von 20 – 27 Mio. Tonnen Beifang pro Jahr aus. Und das, obwohl es sich teilweise um wertvollen Speisefisch wie zum Beispiel Schollen handelt, der an anderer Stelle fehlt. Da dieser Beifang nicht erfasst wird, geht er auch nicht in die Bestandsschätzungen ein, die den Fangquoten zu Grunde liegen. So werden die Fische, die heute tot als Beifang über Bord gehen morgen im Bestand fehlen!

In einem Pilotprojekt soll nun dieser Beifang wissenschaftlich erfasst werden. „Stopp Discard“ ist ein auf zwei bis drei Jahre begrenzter Feldversuch unter wissenschaftlicher Begleitung der Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) bei dem drei Fischkutter in der Nordsee alles außer Quallen anlanden, was Ihnen in die Netze kommt. Der Fang wird dann genau analysiert. Diese Daten sollen helfen, den gegenwärtigen Zustand der Fischbestände zu erfassen und zu ermitteln, welche Fangmethoden wie viel und welchen Beifang produziert. Sinnvoll wäre es, alles anzulanden, was dann auf die Fangquote (auch im folgenden Jahr) angerechnet würde, um die Fischer Anreize zu bieten, möglichst wenig ungewollten Beifang zu produzieren. Norwegen und Island haben ihren Fischern bereits ein totales Discard-Verbot verhängt. Man kann nur hoffen, dass die übrigen EU-Staaten nachziehen – der Meere, Fischer und der Verbrauchern zuliebe. Aber auch viele Haie, Meeressäuger, Seevögel oder Schildkröten könnten so in ihren Beständen geschont werden.

Fazit

Wir als Kunden stehen mindestens genau so in der Pflicht, unseren Nachkommen gesunde, nutzbare  Fischbestände zu hinterlassen! Denn es wird nur das gefangen, was auch verkauft werden kann. So ist es unerlässlich, dass wir uns als Kunden über die Fischprodukte informieren, die wir konsumieren. Dazu hat der WWF einen „Einkaufsführer Fisch“ entwickelt, der Speisefische in einem Ampelsystem nach Fangmethoden / Zuchtmethoden, Beifang und Schadstoffbelastung klassifiziert und so gute Anhaltspunkte für die nachhaltige und gesunde Nutzung dieser wertvollen Ressource bietet. Damit wir auch morgen noch den Fisch genießen können und einen kleinen Beitrag dazu leisten, den Hunger in der Welt zu mindern. So sagt man in Afrika:

Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, werden das Anlitz der Welt verändern.

Quellen:

Buchtipp:

[asa]3593383500[/asa]

2 Kommentare

  • Zets

    Das ist eh so eine Sauerei, dass wir Menschen nichts drauf geben, wie die Welt morgen ausschaut, sondern nicht über den Tellerrand blicken… wie unsere Mitbewohner auf Erden, also auch die Fische, in Zukunft bestehen müssen…

    Schon ne recht dreckige Praktik… wobei wir derart fortschrittlich sind, dass auch andere Fangmethoden, diesem „Fisch aussterben“ Einhalt gebieten könnten,.-… aber alles was zählt, sind ergebnisse heute, mit anderen Worten … Geld ist das was zählt! Profit!

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