Unter Wasser
Nachdenkliches,  Schlaglichter

Viele Speisefische stehen vor dem Aus!

Die Überfischung der Weltmeere stellt eine der gravierendsten Umweltkrisen unserer Zeit dar. Viele Speisefische stehen am Rand des Aussterbens, darunter einige der am meisten gefragten und kommerziell genutzten Arten wie der Rote Thunfisch und der Hammerhai. Trotz strenger Regularien in vielen Ländern, insbesondere in der Europäischen Union, ist die Lage alarmierend. Während an Land Naturschutzgesetze oft streng überwacht werden, fehlt es auf hoher See an ausreichender Kontrolle und Durchsetzung der Fischereivorschriften. Die Konsequenzen sind verheerend, und die Zeit zum Handeln drängt.

Die Krise der Fischbestände

In den letzten Jahrzehnten sind die globalen Fischbestände dramatisch geschrumpft. Wissenschaftler schätzen, dass einige Arten bis zu 90 % ihrer ursprünglichen Population verloren haben. Besonders betroffen sind wirtschaftlich bedeutende Fischarten wie der Dorsch (Kabeljau), der einst in Hülle und Fülle in deutschen Gewässern vorhanden war. Heute ist der Dorsch so stark überfischt, dass der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfohlen hat, den Fang in der Nordsee und rund um Großbritannien vollständig einzustellen. Jedoch ist Überfischung nicht das einzige Problem. Der Klimawandel, die Zerstörung von Lebensräumen, die Verschmutzung der Meere und intensive Schifffahrt verschärfen die Situation. Doch die unregulierte und rücksichtslose Fischerei bleibt der Hauptfaktor, der die ohnehin geschwächten Bestände am stärksten beeinträchtigt.

Steigende Nachfrage und schwindende Bestände

Seit den 1950er Jahren hat sich der globale Fischkonsum dramatisch erhöht. Während damals etwa 19 Millionen Tonnen Fisch weltweit konsumiert wurden, liegt der heutige Verbrauch bei rund 132 Millionen Tonnen – ein Anstieg um 600 %. Der Druck auf die verbliebenen Fischbestände nimmt stetig zu, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Einige Thunfischarten könnten laut Wissenschaftlern innerhalb der nächsten Jahre völlig aus den Ozeanen verschwinden. Besonders betroffen sind große, wandernde Arten wie Haie, Heilbutt und Seehecht, die oft in internationalen Gewässern gefangen werden, wo der Schutz schwieriger ist.

Die Notwendigkeit internationaler Abkommen

Zu den bedrohten Spezies gehören nach der Studie Knorpelfische wie Haie und Rochen sowie mehrere Knochenfischarten; darunter u.a. alle Thunfisch-Arten, Schwertfische, der Braune Zackenbarsch, der Europäische Wolfsbarsch und der Seehecht. Viele dieser Arten stehen an der Spitze der Nahrungskette im Meer – ein Fehlen dieser Spitzen-Prädatoren könnte ungeahnte Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem Meer haben. Angesichts der globalen Dimension der Überfischung sind internationale Abkommen unerlässlich, um die Bestände zu schützen. Ohne länderübergreifende Vereinbarungen und effektive Kontrollen droht der völlige Zusammenbruch der marinen Ökosysteme. Ein solcher Kollaps hätte nicht nur katastrophale Auswirkungen auf die Meeresumwelt, sondern auch auf die Ernährungssicherheit vieler Länder, insbesondere in der Dritten Welt, wo Fisch eine wichtige Proteinquelle darstellt. Programme wie die UN-Agrar- und Ernährungsorganisation (FAO) und der Global Biodiversity Framework arbeiten daran, 30 % der Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen.

Diese Studie der IUCN zeigt, wie wichtig ein nachhaltiges Management ist. Kurzfristige Profite weniger Konzerne schaden schon bald allen. Während wir in Europa noch auf andere Nahrungsmittel ausweichen können, sind viele Menschen in anderen Ländern vom Fischfang abhängig. Die Konsequenzen werden wir daher alle deutlich zu spüren bekommen. Man denke an den Hunger in Ostafrika (Somalia). Sind die Meere überfischt oder ökologisch aus den Fugen geraten, werden Fischer zu Piraten oder hungern. Dann ist es wiederum nur eine Frage der Zeit, bis neue Flüchtlingswellen nach Europa schwappen, verlässt doch in der Regel nur der seine Heimat, der dort keine Chance mehr für sein Leben sieht.

Lösungsansätze – Meeresschutzgebiete und Fangquoten

Eine der effektivsten Lösungen zur Rettung der Fischbestände sind Meeresschutzgebiete. Diese Gebiete bieten den Meeresbewohnern Schutz vor kommerziellem Fischfang und ermöglichen es den Populationen, sich zu erholen. In solchen Zonen können sich Fische ungehindert fortpflanzen, was langfristig zu einer Stabilisierung der Bestände führen kann. Die Insel Apo auf den Philippinen ist ein Paradebeispiel für den Erfolg von Schutzgebieten: Nach 20 Jahren Umweltschutz hat sich der Fischbestand dort verzehnfacht.

Zusätzlich müssen Fangquoten in vielen Regionen drastisch reduziert oder sogar vollständig ausgesetzt werden, um gefährdeten Fischarten eine Chance zur Erholung zu geben. Im Mittelmeer wurde 2008 der Fang von Blauflossen-Thunfisch vorzeitig beendet, da die Bestände zusammenzubrechen drohten. Solche Maßnahmen müssen konsequent durchgesetzt und gegebenenfalls mit empfindlichen Strafen belegt werden, damit sie wirksam bleiben.

Der Kampf gegen Beifang und Verschwendung

Ein weiteres großes Problem in der Fischerei ist der Beifang. Dabei handelt es sich um den ungewollten Fang von Arten, die während des Fischfangs unbeabsichtigt ins Netz gehen, wie etwa Delfine, Schildkröten oder zu kleine Fische. Oft werden diese Tiere tot oder schwer verletzt zurück ins Meer geworfen, was eine enorme Verschwendung darstellt. Es wird geschätzt, dass jährlich bis zu 27 Millionen Tonnen Beifang produziert werden, was etwa 23 % des gesamten Fischfangs ausmacht. Initiativen wie das „Stopp Discard“-Projekt sollen helfen, diese Verschwendung zu minimieren. In diesem Pilotprojekt wird jeglicher Fang an Land gebracht und wissenschaftlich ausgewertet. Solche Projekte können dabei helfen, Fangmethoden zu optimieren und die Menge an Beifang deutlich zu reduzieren.

Neue Technologien und positive Entwicklungen

Technologische Innovationen in der Fischerei bieten neue Hoffnung. Intelligente Fischernetze oder akustische Barrieren ermöglichen es, gezielt bestimmte Fischarten zu fangen und Beifang zu vermeiden. Diese Technologien sind besonders wertvoll in Gebieten, in denen viele unterschiedliche Arten auf engem Raum leben. Satellitenüberwachung und Programme wie Global Fishing Watch spielen eine entscheidende Rolle, um illegale Fischerei zu erkennen und zu stoppen. Diese Systeme überwachen in Echtzeit Fischereiflotten weltweit und identifizieren Verstöße gegen internationale Abkommen.

Klimawandel und die Rolle der Meeresökosysteme

Der Klimawandel ist eine der größten langfristigen Bedrohungen für die Meeresökosysteme. Die Erwärmung der Ozeane und die Versauerung des Wassers, die durch die zunehmende CO₂-Aufnahme entstehen, haben gravierende Auswirkungen auf das marine Leben. Viele Fischarten verschieben ihre Wanderungen in kühlere Gewässer, was zu Konflikten zwischen Fischern und Ländern führen könnte, die sich um neue Ressourcen streiten.

Zudem spielt das marine Leben, insbesondere Krill und Wale, eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf. Krill frisst Phytoplankton, das CO₂ aus der Atmosphäre bindet. Wale wiederum verteilen durch ihre Ausscheidungen Nährstoffe, die das Wachstum von Phytoplankton fördern, und helfen so dabei, CO₂ zu binden. Die Erhaltung dieser Arten ist nicht nur für die Meeresökosysteme von Bedeutung, sondern auch für den globalen Kampf gegen den Klimawandel.

Die Verantwortung der Konsumenten

Neben den politischen Maßnahmen tragen auch die Konsumenten eine große Verantwortung. Die Nachfrage bestimmt das Angebot – und somit auch, welche Fischarten gefangen werden. Bewusste Kaufentscheidungen für Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei können einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Bestände zu schützen. Der WWF-Einkaufsführer Fisch, der verschiedene Arten in einem Ampelsystem nach ihrer Nachhaltigkeit einstuft, bietet wertvolle Orientierung für Verbraucher.

Fazit – Eine nachhaltige Fischerei ist möglich

Die Überfischung der Meere stellt nicht nur eine Bedrohung für die Umwelt dar, sondern auch für die globale Ernährungssicherheit. Eine nachhaltige Fischerei ist der einzige Weg, um die Fischbestände langfristig zu sichern und den wachsenden Anforderungen einer steigenden Weltbevölkerung gerecht zu werden. Durch die Ausweitung von Meeresschutzgebieten, strengere Fangquoten, den Kampf gegen Beifang, den Einsatz neuer Technologien und bewusste Konsumentscheidungen können wir den Schutz der Ozeane effektiv vorantreiben. Es bleibt viel zu tun, doch die Kombination aus politischen Maßnahmen, technologischen Innovationen und individuellem Engagement bietet die Chance, eine nachhaltige Zukunft für die Meere und kommende Generationen zu schaffen.

Quellen:

 

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