Wissenswertes

De hümmelske Bur

Dieses Lied beschreibt die typischen Charakterzüge der Hümmlinger – natürlich auf Platt. Es sind große, stolze Männer (meist Bauern), die selbstbestimmt und fleißig sind („… trägt die Socken von seinen eigenen Schafen, seine Schuhe wachsen auf dem Baum … er nimmt den Pflug in die Hand und ackert …“) und gottesfürchtig („… und wo ein Kreuz am Wege steht, hebt er sein Käppchen gern …“), während sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Im Gegensatz zur Aussage im Text hatte es die Obrigkeit auf dem Hümmling allerdings nie leicht, da die Bauern den alten Quellen zufolge zwar sehr gläubig, aber auch sehr stolz und ausgesprochen freiheitsliebend waren. Ihr Motto lautete: „Lieber arm und frei, als reich und in Knechtschaft.“

De hümmelske Bur is wall’n krossen Mann,
dregg Söcke van sien äigen Schaop mit moje Klinken dran.
Sien Schauh, de waßt üm up’n Boom, un sienen Rock van Päi,
de segg: „Ih Lüde, maohnt mi nich, ick holl miene Plaoze fräi!“

Sien Hus is ruum un grot, un rund üm siene Dör,
dor waßt de Ekenböm so hoch und kiekt so druusk ümher.
Up sien Esk, dor riepet üm de Roggen äs Gold so gähl,
un up sien Moor, dor blaihet üm dät Pännekaukenmähl.

Wenn frauh de Hahne kreihet, dann sprink he ut sien Bett
und segg: „Nu, Jungens, bi de Hand un hollet jau Gebett!“
Dann geiht de Flägel diklipperdiklapp, de Döske up un off,
dann ruusket de Weiher, dann stuff dat Kaff, dann güff et Mäöhlenstoff.

Gesund un wallgemautt ett he sien Roggenbräi
un nümmt den Plaugsteert in de Hand un ackert lat un fröih.
Un häff dat Aowendklöcksken lütt, häff he sien Arbeit daohn,
dann sleit he in sien Tunnerpott und stickt sien Piepken an.

De hümmelske Bur ist wall’n krossen Mann,
wat frögg he naoh de häile Welt, he häff sien Wallbestaohn;
man Gott un siene Obrigkeit, de hollt he wall in Ehrn,
un wor’n Krüß an’n Wäge steiht, licht’t he sien Käppken geern.

Der hümmlinger Bauer ist wohl ein großer Mann,
er trägt Socken von seinen eigenen Schafen mit schönen Fransen dran.
Seine Schuhe, die wachsen ihm auf dem Baum, und seinen Rock aus Stroh,
der sagt: „Ihr Leute, mahnt mich nicht, ich halte meine Felder frei!“

Sein Haus ist weit und groß, und rings um seine Tür,
da wachsen die Eichenbäume so hoch und schauen streng umher.
Auf seinem Esch ruft der Roggen, goldgelb wie die Sonne,
und auf seinem Moor blüht das Pfannkuchenmehl.

Wenn früh der Hahn kräht, dann springt er aus dem Bett
und sagt: „Nun, Jungs, an die Arbeit und vergesst euer Gebet nicht!“
Dann klappern die Flegel, die Mühlsteine mahlen auf und ab,
dann rauscht der Weiher, dann dampft das Dorf, dann gibt es Mehl und Brot.

Gesund und wohlgenährt isst er seinen Roggenbrei
und nimmt den Pflug in die Hand und ackert früh und spät.
Und hat das Abendglöckchen geläutet, hat er seine Arbeit getan,
dann schlägt er in seinen Tabaktopf und zündet seine Pfeife an.

Der hümmlinger Bauer ist wohl ein großer Mann,
was fragt er nach der heilen Welt, er hat sein gutes Leben;
doch Gott und seine Obrigkeit, die hält er wohl in Ehren,
und wo ein Kreuz am Wege steht, lüftet er gern sein Käppchen.

4 Kommentare

  • Ellen Grave

    Mein Vater wird demnächst 90 und stammt aus Werlte. Gibt es für das Lied „Der Hümmelske Bur“ eine hochdeutsche Übersetzung?
    MfG, Ellen Grave

  • Agnes Sehorsch geb Dopp Spahnharrensätte

    Seit 56 Jahren lebe ich in Hofheim am Taunus. Meine 8 Geschwister leben im Emsland. Kürzlich habe ich ein Video von Gerd. Eilermann aus Werlte erhalten von meinen Bruder. Eilermann ist eine schöne Erinnerung aus meiner Kindheit. Ich bin in Lahn geb.
    De hümelske Bur hängt schon seit ewigen Zeiten neben meinem Computer. Früher konnte ich es auswendig singen in meiner Schulzeit. Die Hauswirtschaftsschule in Werlte habe ich 3 Jaher von 1960—1963 besucht. Meinen Führerschein machte ich in Sögel.
    Eigentlich verbindet dieses Lied mich mit meiner Heimat.

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